BIO DE
Judith Marlen Dobler ist Designerin und Forscherin. Ihre Forschungsinteressen umfassen kollaboratives Zeichnen als Kommunikationsmedium, Design als Erfahrungswissen und Designmethoden in der postdisziplinären Forschung. Sie verfügt über Mehrfachqualifikationen als Tischlerin (Gesellenbrief), Kommunikationsdesignerin (Diplom FH), Designtheoretikerin (Master of Arts) und Medienwissenschaftlerin (Dr. phil.). Sie studierte und arbeitete im Schwarzwald, in Potsdam, München, Basel, London und Rio de Janeiro. Seit 2024 ist sie Gastprofessorin für Performative Design Research an der weißensee kunsthochschule berlin. Von 2020-24 war sie Forschungskoordinatorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Design an der Hochschule Anhalt in Dessau. Als Mitglied in mehreren Designforschungsverbänden (dgtf, DRS, cumulus) engagiert sie sich für akademische Gleichstellung, Forschungsethik und Gerechtigkeit im Design.
BIO EN
Judith Marlen Dobler is a design practitioner and researcher. Her research interests include collaborative drawing as a medium for communication, designing as experiental knowledge, and design methods in post-disciplinary research. She has multiple qualifications as a cabinetmaker (apprenticeship certificate), communication designer (Diplom FH), design theorist (Master of Arts), and media scholar (Dr. phil.). She studied and worked in the Black Forest, Potsdam, Munich, Basle, London, and Rio de Janeiro. Since 2024, she has been a visiting professor for Performative Design Research at the weißensee kunsthochschule Berlin. From 2020–24, she was design research coordinator and research associate at Anhalt University of Applied Sciences in Dessau. As a member of several design research associations (dgtf, DRS, cumulus) her engagement lies in academic equality, research ethics, and design justice.
Portfolio on request
STATEMENT
Ich mache mit den Händen,
denke beim Zeichnen
und schreibe über Gestaltung.
Mich interessiert das „Unfertige“. In der Gestaltung ging es sehr lange darum Material zu kontrollieren, es zu perfektionieren und die Form einer Funktion unterzuordnen. Was geschieht aber mit Entwurfstechniken, wenn die Form aus dem Material selbst heraus entsteht und Gestaltung dazu dient die Formwerdung des Materials zu unterstützen – anstatt sich dem Material rein funktional zu bedienen? Der vorherrschende Perfektionismus, das „Finish“ und die Oberfläche, deckt die materiellen Eigenschaften zumeist ab und die Kulturtechniken des Entwerfens unterstützt in weiten Teilen diese Unsichtbarmachung.
Mit meinem Ansatz versuche ich die Eigenschaften des Materials durchscheinen zu lassen, seinen Ursprung weiterhin zugänglich zu machen – mit all seinen Unzulänglichkeiten für unseren, ach so an Bequemlichkeit gewohnten Umgang mit materiellen Dingen. Die Imperfektion, das Offene und Unfertige bekommt hierin eine ästhetische Qualität, die neben den zugerichteten Industrieprodukten seine atmosphärische Eigenwirkung entfaltet.
Dabei geht es mir nicht um eine ideologisch-ästhetische Verklärung des „Natürlichen“, sondern einer begrifflichen Fassung von dem was im breiten Spektrum von Natur bis Kultur an Entwurfsverfahren und Formgebung möglich ist.
Dieses Feld aufzuspannen, auszutesten und daran experimentell tätig zu sein ist mein Anliegen – theoretisch und praktisch. Dazu gehört ein tiefes Verständnis von Praktiken, Handwerk und des Materiellen, das selbst erprobt und immer wieder eingeübt wird.
Der Körper – und die durch ihn zum Ausdruck kommenden Techniken – stellt das Verbindungsglied zwischen Wahrnehmung und Umsetzung dar und ist deshalb zentrales Thema meiner Auseinandersetzung mit der Erfahrbarkeit materieller Eigenschaften. Dies gilt insbesondere in einer Zeit, in der Maschinen und künstliche Intelligenzen vermehrt programmierte Praktiken ausführen und über vorab bestimmte Handlungsmotive verfügen.
Die kritische Hinterfragung gegenwärtiger und zukünftiger technologischer Einschreibungen und Konventionen verfolge ich vor meinem akademischen Hintergrund von „gendered technology“ und Theorien feministischer Wissenschafts- und Technologieforschung.
I make with my hands,
think while drawing,
and write about designing.
What interests me is the „unfinished“. For a very long time, designing was about controlling material, perfecting it, and subordinating form to function. The prevailing perfectionism, the „finish“ and the surface, mainly covers the material properties and most designing techniques broadly supports this invisibilization. In my approach, I try to let the material’s properties shine through by continuing to make its origin accessible. This approach comes with all its shortcomings for our, oh so accustomed convenience, when handling material things. The imperfection, the open and unfinished, becomes an aesthetic quality, which unfolds its atmospheric effect besides finished industrial products.
I am not interested in an ideological-aesthetic transfiguration of the „natural“ in a conceptual version of what is possible in the broad spectrum from nature to culture regarding design processes and shaping. My concern is to open up this field, test it out, and be experimentally active in it – theoretically and practically.
What happens to artistic techniques when form emerges from the material itself and design serves to support the material’s becoming instead of using it in a purely functional way? The question is rooted in a deep understanding of practices, craft and the material, which is tested and practised repeatedly.
The body, and the techniques expressed through it, represents the link between perception and realization. Therefore embodied knowledge is central to my exploration of the experiential nature of material properties. Embodied practices become evident, when machines and artificial intelligence perform programmed movements and have pre-determined motives for action. I pursue the critical questioning of current and future technological inscriptions and conventions with an academic background in „gendered technology“ and feminist science and technology studies.